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Schweden - Heja Sverige

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Schweden: Programm 3 Schweden: Programm 4

 

Licht und Schatten oder: Die Kehrseite der Vorbildlichkeit

In Schweden sitzen schöne Menschen mit goldenen Haaren und einem ebenmäßigen Teint geschmackvoll gekleidet vor ihren Holzhütten oder in ihren geräumigen, hellen, stilsicher eingerichteten Wohnungen mit weißen Dielenböden. Sie sind nett zueinander und zu allen anderen. Ein wenig kühl vielleicht, aber stets gerecht. Sie hören gute Musik, schicken junge Väter jahrzehntelang in die Elternzeit und zahlen mit einem milden Lächeln ihre immensen Steuern. Schweden wirkt sowohl in Fragen des Sozialstaats als auch im Pop wie ein gelungenes Experiment. (Herunter gerechnet auf die Bevölkerungszahl ist Schweden weltweit das erfolgreichste Land in Sachen Popmusik.) Aber hier verhält es sich wie mit einer Anleitung zum Möbel aufbauen: So einfach wie es scheint ist es nie. Denn wo die Mittsommernachtssonne so lange scheint, muss es auch Schatten geben: Ein halbes Jahr Dunkelheit bietet zwar viel Zeit fürs Kino, geht aber auch nicht so einfach vorbei an den Gemütern. US-Präsident Dwight D. Eisenhower charakterisierte Schweden 1960 als Hort von »Sünde, Nacktheit, Alkoholmissbauch und Selbstmord«. Eine Kombination, die er direkt auf ein Übermaß an Wohlfahrtspolitik zurückzuführen wusste...

 

Diese Kehrseite des Abonnements auf Vorbildlichkeit weckt nicht nur die Missgunst prüder Amerikaner, sondern mildert auch ein wenig unseren heimlichen Sozialneid. Das schwedische Kurzfilmschaffen jedoch präsentiert sich zunächst ebenso proper und vorbildlich: Goldenes Haar, goldene Bären, goldene Palmen, goldener Humor, goldenes Understatement. Die Filme selbst zeichnen sich auf den ersten Blick durch ihre demokratische Heterogenität und ihren Reichtum an Form und Inhalt aus. Aber nur ein Blinzeln weiter lauert der Abgrund. Ein zentrales Motiv – das wir in diesem Programm zugegebenermaßen teilweise lustvoll verstärkt haben - ist die Überschreitung sozialer Normen und Konventionen. Grenzen, sei es nun die zwischen Natur und Kultur oder zwischen Realität und Fiktion, ziehen sich folglich als Topos wie ein roter Faden durch unser Programm. Und neben der gepriesenen Musik geistert natürlich auch ein wenig good old Bergman auf ewiger Identitätssuche durch die schwedischen Kurzfilmwälder.

 

Fakt ist, die schwedische Kurzfilmlandschaft der letzten zehn Jahre ist eine der florierendsten, erstaunlichsten und vor allem reichhaltigsten der Welt, und darin herumzustreifen ist eine - von einem gelegentlichen anerkennend schockierten Kopfschütteln unterbrochene - helle wie dunkle Freude.

 

Zugegeben, wir haben uns bei der Filmauswahl exzessiv von Lust und Vorurteilen leiten lassen. Wer alle aufgezählten Laster findet, bekommt eine Birkenrute. Ha det så kul!

 

Filmauswahl: Lina Paulsen, Stefanie Reis

Schweden - Heja Sverige

Internationales KurzFilmFestival Hamburg

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Seite zuletzt geändert > 20.01.2012